Liebe Leserin, lieber Leser,
der Schritt wurde zwar erwartet, aber der Brief des AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen an die Mitglieder der Partei kam dann doch überraschend. Der Abgeordnete des EU-Parlaments wird
auf dem nächsten Parteitag der AfD nicht mehr für den Vorsitz kandidieren. „Ich habe mich nach sehr sorgsamen und in vielen intensiven Gesprächen, insbesondere auch mit meiner Familie, herangereiften Überlegungen entschlossen, auf diesem Parteitag nicht mehr für eine weitere Amtszeit als Bundessprecher zu kandidieren“, heißt es in dem CORRECTIV vorliegenden Schreiben.
Nach der Bundestagswahl haben Meuthen und die Fraktionsvorsitzende Alice Weidel
auf offener Bühne ihre gegenseitige Abneigung zelebriert. Im August hatte der AfD-Vorsitzende die Mehrheit im Bundesvorstand verloren, als dieser entgegen von Meuthens Forderung nicht die Kraft fand, den
Juristen aus Dortmund Matthias Helferich aus der Partei zu werfen. Zuvor war bekannt geworden, dass Helferich sich als das „freundliche Gesicht des NS“ bezeichnet hatte und den „demokratischen Freisler“ geben wollte. Die Mitglieder des Bundesvorstandes, die Meuthen noch bei dem Rauswurf von Andreas Kalbitz unterstützten, verweigerten ihm nun die Gefolgschaft.
Aber es ist nicht nur der verlorene Machtkampf, der über Meuthens politischem Werdegang lastet. Die Spendenaffäre zieht immer engere Kreise um den Noch-AfD-Vorsitzenden. Die Recherchen von CORRECTIV und ZDF-Frontal führten dazu, dass das
Europaparlament darüber befindet, die Immunität des AfD-Abgeordneten aufzuheben. Und die
neusten Auswerten der Buchungsunterlagen des Außenwerbers Ströer zeigen, dass
Meuthens Freund aus der Schweiz für die AfD eine millionenschwere Unterstützungskampagne organisierte.
Jörg Meuthens Spielräume werden enger, und so bleibt ihm nur noch der Wunsch an die AfD-Mitglieder, auf dem nächsten Parteitag „vernünftige Vorstandsmitglieder zu wählen“.
Beste Grüße,
Ihr Marcus Bensmann