Guten Morgen,
Kopf in den Sand oder jetzt erst recht? Die sich überschlagenden Krisen-Nachrichten machen derzeit viele Menschen müde. Weltweit droht die Hungerkrise, der Krieg bleibt, Corona kommt zurück, die Armut steigt, das Wasser wird knapp. Im Journalismus wird derzeit viel über eine Studie diskutiert, die zeigt, dass viele Menschen Nachrichten in Krisen-Zeiten eher vermeiden. Weil sie einen oft hilflos zurücklassen.
Stimmt. Geht mir gelegentlich auch so. Was oft fehlt, ist das Davor und das Danach. Also Hintergründe über eine Nachricht und Ideen, welche (Teil-)Lösungen es gibt. Oder den Blick auf das bisher Unentdeckte, was nicht im Fokus der Alltags-Nachrichten steht.
Genau da verorten wir uns. Wir versuchen Ihnen Hintergründe zu vermitteln, auch Themen zu recherchieren, die alle betreffen aber nicht im Fokus stehen und Debatten zu öffnen, wie die Gesellschaft auf die Missstände reagieren kann.
Ich fände es spannend, mal wieder von Ihnen zu hören, wo Sie sich mehr Hintergründe oder Lösungsvorschläge wünschen. Oder welche Themen Ihnen in der Medienlandschaft zu kurz kommen. Schreiben sie mir einfach, wir leben schließlich vom Austausch.
Mit den besten Wünschen,
Ihr Justus von Daniels
Chefredakteur
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Bürgschaft nach Krim-Annexion
Immer wieder machte der deutsche Konzern Wintershall mit dem russischen Staatskonzern Gazprom Tauschgeschäfte: Infrastruktur in Deutschland gegen Gasfelder in Sibirien. Am Ende lagen die deutschen Gasspeicher vollständig in russischer Hand. Trotzdem konnte einigen Politikern wie Sigmar Gabriel das milliardenschwere Tauschgeschäft mit Russland gar nicht nicht schnell genug gehen, wie unsere Recherche zeigt. Die Bundesregierung sicherte den Deal mit einer Milliardenbürgschaft ab.
Bundesregierung stützte Übergabe der deutschen Gasspeicher an Gazprom mit 1,8 Milliarden Euro (CORRECTIV)
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Putin und die Nazis: Eine lange Freundschaft
Die Geschichte von Reiner Sonntag, der als KGB-Spitzel für Wladimir Putin spionierte und im Auftrag des russischen Geheimdienstes zu einem der führenden Neonazis der alten und dann der frisch wiedervereinigten Bundesrepublik wurde, ist auch eine Geschichte darüber, wie weit die Freundschaft zwischen dem russischen Staatschef und der extremen Rechten zurückreicht. Eine Freundschaft, die die deutsche Politik bis heute beeinflusst. Der Artikel bezieht sich auch auf eine Recherche über Putin, die wir 2015 veröffentlicht hatten.
Follow the Leader (Atavist)
Über Putins Zeit als KGB-Agent in Dresden und seine Verbündeten berichteten wir 2015:
Putins frühe Jahre (CORRECTIV)
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Ein Beben, das uns alle betrifft
Es war ein gewaltiges Erdbeben, das vorletzte Woche vom Supreme Court aus die USA erschütterte. Das Gericht kippte das jahrzehntelang gültige Abtreibungsrecht. Mehrere US-Staaten kriminalisierten sofort jegliche Form von Abtreibung. Das fundamentale Verbot zerstört einen Gerechtigkeits-Konsens, der meiner Ansicht nach die Gesellschaft als Ganzes betrifft: Denn bisher galt auch in den USA generell die Abwägung zwischen dem Recht auf Leben und dem Selbstbestimmungsrecht. Das Beben war in Europa nur leicht zu spüren, aber wir können uns darauf gefasst machen, dass es Debatten über ein totales Abtreibungsverbot geben wird, gerade in illiberal orientierten Staaten der EU. Wir empfehlen zwei lesenswerte Analysen zur Entscheidung in den USA und einen Bericht über eine erste Wirkung, die Angst macht.
Roe v. Wade has been overturned. In these states, abortion access will no longer be accessible (19thnews.org)
We’re Not Going Back to the Time Before Roe. We’re Going Somewhere Worse (New Yorker)
Bald Strafverfolgung mit Zyklus-Apps? (ZDF)
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Eingeknickt
Harte Ankündigungen, die dem eigenen Geschäft schaden, sind immer mit Vorsicht zu genießen. Als wir zusammen mit dem Spiegel und Frontal letztes Jahr über die dubios finanzierten Millionen-Plakatkampagnen für die AfD berichteten, zog sich der Plakatwerber Ströer, über den die Buchungen gingen, sofort aus dem Geschäft für politische Werbung zurück. Klare Distanzierung, klare Ansage. Erst wolle man einen runden Tisch mit allen Parteien organisieren, so Ströer, bevor man mit Wahlwerbung weitermache. Nun hängen wieder von Parteien bestellte Plakate bei Ströer, auch von der AfD. Nur den runden Tisch gab es bisher nicht. Wir bleiben an dem Thema dran, auch weil die Hintergründe der AfD-Spendenaffäre zwar ermittelt werden, aber bisher nicht aufgeklärt sind.
Rückzug vom Rückzug: Plakatwerber Ströer nimmt wieder Aufträge für parteipolitische Werbung an (Correctiv)
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Gehen oder bleiben?
Neben den Eingangskontrollen zum offiziellen Fest überwachen Sicherheitsmänner zwei riesige Fahnen von China und eine von Hongkong. Es ist ein spaltendes Jubiläum, das in Hongkong gefeiert werden soll.Vor 25 Jahren übergab Großbritannien die Großkolonie an China. Wovor sich viele Menschen gefürchtet haben, tritt nach und nach ein: Peking beschränkt die Freiheit und gleicht Hongkong immer mehr an China an. Wie gehen die Menschen damit um?
Champagner trinken oder auswandern – was die Hongkonger 25 Jahre nach der Rückkehr zu China bewegt (NZZ)
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Toxische Beziehung
Die Rede ist von Landwirten, die Ackergifte nutzen, um Nahrungsmittel anzubauen. Denn der Einsatz von Pestiziden hat gefährliche Folgen. Die Hintergründe erläutert Investigate Europe. Ein Forscher prognostiziert, dass „die Nahrungssicherheit der gesamten Menschheit aufs Spiel gesetzt“ werde. Wie kann es sein, dass der Einsatz dennoch in solch einem Umfang erlaubt ist?
Stiller Tod – Europas Pestizidproblem und das Artensterben (Investigate Europe)
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Hinterbliebene in Kabul
Schnell geraten Geschehnisse in Vergessenheit. So auch das Ende des 20 Jahre langen Einsatzes deutscher Truppen in Afghanistan. Ein Jahr später sitzen noch immer Ortskräfte in Afghanistan fest, die sich wegen ihrer früheren Tätigkeit für die deutsche Regierung vor den Taliban fürchten. Eine Doku des NDR weist auf offen gebliebene Fragen hin und sensibilisiert für die Probleme vor Ort.
Einsatz in Afghanistan - Die letzten Tage von Kabul (NDR)
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SALON5
Interview mit UNICEF-Geschäftsführer
Als Geschäftsführer von UNICEF Deutschland versucht Christian Schneider die Rechte von Kindern und Jugendlichen sichtbarer zu machen. Doch in letzter Zeit kommen immer mehr Krisen auf die junge Generation zu: Salon5-Reporterin Filippa Fingerhut diskutiert mit ihm im Podcast darüber, wie man die Rechte von Kindern geltend machen und globale Krisen damit verhindern kann.
Hier anhören
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BARCAMP
Wie wir gemeinsam der Klimakrise begegnen
Wasserknappheit, Hitzetote, Extremwetter. Wir erleben die Klimakrise direkt vor der Haustür und fragen uns: Welche Probleme müssen wir genauer besprechen? Wie können Lösungen aussehen? Und was können wir voneinander lernen? Diese Fragen und mögliche Antworten wollen wir beim Klima-Barcamp diskutieren.
Wann? 27. August 2022
Wo? Düsseldorfer, Platz des Landtages
Mehr Informationen (Teilnahme kostenlos)
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Justus von Daniels, Chefredakteur
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Recherchen für die Gesellschaft
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