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Liebe Leserinnen und Leser,
die Astronomie stand in dieser Woche einmal wieder ganz im Zentrum des öffentlichen Interesses: Drei Astrophysikern wurde am Dienstag der Physik-Nobelpreis zuerkannt – für ihre Beiträge zum direkten Nachweis von Gravitationswellen. Die Auszeichnung macht einmal wieder deutlich, dass in der Wissenschaft oft nicht nur eine brillante Idee, sondern auch ein enormes Durchhaltevermögen erforderlich ist, um sein Ziel zu erreichen. Rainer Weiss und Kip Thorne waren schon in den 1970er Jahren davon überzeugt, dass sich Gravitationswellen nachweisen lassen sollten – ganz anders übrigens als ihr »Erfinder« Albert Einstein. Über Jahrzehnte wurden daher immer größere Detektoren gebaut und finanziert, bis dann die Entdeckung vor zwei Jahren tatsächlich gelang.
Astronomen können das Universum nunmehr auch mithilfe dieser »Kräuselungen der Raumzeit« erforschen. Das wird unser Bild des Kosmos erneut erweitern, genau wie es der Blick in unterschiedlichen Wellenlängenbereichen zuvor getan hatte. Amateurastronomen beobachten in der Regel im sichtbaren Bereich des Lichts (wenn sie nicht gerade, wie unser Autor Georg Dittié, mit selbstgebauten Antennen nach Meteoren lauschen). Aber auch im Optischen lassen sich bis heute faszinierende Entdeckungen machen und insbesondere locken hier die Schönheiten des Alls. Davon können Sie sich übrigens täglich in unserer Astrofoto-Community überzeugen. |
Und damit viel Spaß bei der Lektüre dieses Newsletters

Dr. Stefan Deiters
Chefredakteur
Abenteuer Astronomie |
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Fischer am Freitag
Sind wir seit 75 Jahren »im Weltraum«?
Zwei halbwegs runde Jahrestage haben diese Woche für ein bisschen und ziemlich viel Aufsehen gesorgt: Am 4. Oktober war es genau 60 Jahre her, dass mit Sputnik 1 zum ersten Mal ein künstlicher Satellit den Erdorbit erreichte – und tags zuvor hatte sich zum 75. Mal der erste erfolgreiche Start einer Rakete des Typs »Aggregat 4« auf der Ostseeinsel Usedom gejährt, eines relativ direkten Vorgängers von Sputniks Trägerrakete R7 übrigens. Die von Wernher von Braun und Co. für die Wehrmacht entwickelte Rakete, die später als Massenvernichtungswaffe V2 eingesetzt werden würde, war am 3. Oktober 1942 nicht nur 190km weit, sondern auch bis zu 84,5km hoch geflogen: ein neuer Rekord und damals wie häufig auch heute noch als erstes Erreichen des Weltraums betrachtet. In welcher Höhe der aber beginnt, darüber wird seit über einem halben Jahrhundert gestritten: Die bei weitem populärste Definition lautet 100km, die in den 1950er Jahren eingeführte »Kármán-Linie«, oberhalb derer die Orbitaldynamik über die Aerodynamik dominieren soll.
Diese Linie hat das Aggregat 4 vor 75 Jahren also deutlich verfehlt. Aber bereits seit Anfang der 1960er Jahre feierte die U.S. Air Force ihre Piloten als »Astronauten«, sobald sie mit dem Überschallflugzeug X-15 höher als 50 Landmeilen = 80,5km gekommen waren: Bei fünf war das der Fall, deren Flüge Gipfelhöhen über 80, aber unter 100km erreichten. In der zivilen Luft- wie Raumfahrt hat man dagegen stets auf der magischen 100km-Grenze beharrt: auch für das private SpaceShipOne, das 2004 den ersten X-Prize nur gewann, weil es sie zweimal nacheinander knackte. Die Vorgabe war sogar in seinem Kennzeichen „N328KF“ codiert: 328 »Kilo-Fuß« sind genau 100 km. Aber nun gibt es eine Analyse des Raumfahrtchronisten Jonathan McDowell, die bald auch als wissenschaftliche Arbeit erscheinen soll: Die wahre Kármán-Linie liegt demnach deutlich erdnäher als seinerzeit abgeschätzt, nämlich (welch ein Zufall) just bei den von der U.S. Air Force immer schon bevorzugten 80km!
Eine gewisse Art Luftfahrt ist demnach noch bis rund 50km Höhe möglich, dann beginnt eine 30km breite Übergangszone – und Raumfahrzeuge können sich ab etwa 80 km Höhe eine Zeitlang im Orbit halten. Nach dieser Definition hätte das Aggregat 4 vor 75 Jahren tatsächlich »den Weltraum« erreicht, wenn auch als Abfallprodukt einer Waffenentwicklung (emsige Beteuerungen in der Nachkriegszeit, dass von Braun und Co. ja eigentlich immer mit Menschen zum Mond, statt mit einem Sprengkopf nach London wollten, mal beiseite). Und auch wenn man auf der 100km-Regel beharrt, »gewinnt« erneut ein Aggregat 4, wenn auch ein viel Späteres: Am 20. Juni 1944 gelang auf der Usedom vorgelagerten Insel Greifswalder Oie ein experimenteller Senkrecht-Schuss, der bis in 174,6km Höhe führte. Es gab tatsächlich erste Pläne, das Aggregat 4 mit Messgeräten für echte Weltraumforschung zu bestücken. Dazu kam es in Deutschland nicht mehr, sondern erst später in den USA mit erbeuteten Raketen, wo bereits am 10. Mai 1946 bei einem öffentlichen Probeschuss in New Mexico abermals die 100km-Marke überschritten wurde. |
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Daniel Fischer ist Redakteur bei Abenteuer Astronomie und unser Mann für wahrhaft astronomische Zahlen und Fakten. Sie können ihn befragen und sich mit ihm austauschen über redaktion@abenteuer-astronomie.de oder über unsere Facebook-Seite.
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