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Liebe Leserinnen und Leser,

Astronomie ist faszinierend, astronomische Forschung aber oft eine sehr mühsame Sache, die nur wenig bis gar nichts mit bunten und spektakulären Bildern zu tun hat. Ein gutes Beispiel dafür ist die Gaia-Mission der europäischen Weltraumagentur ESA. Der Astrometriesatellit ist seit etwas mehr als vier Jahren im All und vermisst sehr präzise die Positionen von Sternen der Milchstraße und aus benachbarten Galaxien – und noch einiges mehr.

Spektakuläre Bilder sind von Gaia nicht zu erwarten, spektakuläre Wissenschaft hingegen schon: In dieser Woche verrieten Astronomen, was genau in der langerwarteten zweiten Datenveröffentlichung enthalten sein wird, die für den 25. April angekündigt ist: Die Positionen und Helligkeiten von 1.692.919.135 Sternen, sowie die Parallaxen und Eigenbewegungen von 1.331.909.727 Sternen. Die Daten basieren auf Messungen aus der Zeit vom 25. Juli 2014 bis 23. Mai 2016. Was Astronomen über die Bewegung von Sternen wissen und was sie daraus lernen können, ist übrigens im aktuellen Heft von Abenteuer Astronomie nachzulesen.

Und damit übergebe ich an Daniel Fischer, der sich diesmal mit Venus und der Frage befasst, ob in der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten vielleicht Leben existieren könnte – ein faszinierender Gedanke, besonders wenn die Venus wie in diesen Wochen so strahlend hell am Abendhimmel leuchtet.
Und damit viel Spaß beim Lesen!
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Dr. Stefan Deiters
Chefredakteur
Abenteuer Astronomie
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Fischer am Freitag

Wohnt wer in den Venus-Wolken...?

Gut 90 Jahre ist die Entdeckung schon her: Im Juni 1927 hatte Frank Ross auf Fotos mit den beiden großen Spiegelteleskopen des Mount Wilson Observatory variable dunkle Flecken auf der Venus entdeckt, wenn er Ultraviolett-Filter einsetzte, sonst blieb das Planetenscheibchen ohne Details. Heutzutage werden diese UV-Strukturen von vielen Amateurastronomen beobachtet – und es mag verblüffen, dass immer noch völlig ungeklärt ist, aus was diese UV-Absorber eigentlich bestehen, die sich da unter die Schwefelsäure-Tröpfchen mischen, aus denen die geschlossene dichte Wolkendecke der Venus überwiegend besteht. Schwefeldioxid, Eisen(III)-chlorid, Crotonsäure und manch anderes Molekül wurde schon vorgeschlagen, aber nichts überzeugt wirklich, und warum sich die dunklen Muster schnell verändern können, bleibt erst recht rätselhaft.

Da darf man dann auch schon mal spekulieren – und eine klar als »Hypothesis Article« gekennzeichnete detaillierte Arbeit in der Zeitschrift »Astrobiology« hat nun eine schon über 50 Jahre alte Idee weitergesponnen: Was wenn der UV-Absorber aus schwebenden Mikroorganismen besteht? Der erste Autor Sanjay Limaye ist ein renommierter Experte für Planetenatmosphären – auch wenn das Paper knapp vor dem 1. April herauskam: Ein Jux ist es nicht. Die Venus-Oberfläche könnte heute lebensfeindlicher kaum sein, aber in 48–50km Höhe herrscht nur noch ein Atmosphären-Druck wie an der Erdoberfläche, die Temperatur liegt um +60°C, und die UV-Strahlung der Sonne ist auch nicht unerträglich. Es gibt irdische Einzeller, die das aushalten könnten und denen auch die Schwefelsäure nichts ausmachen würde, ja die sie sogar nutzen könnten – und manche Biomoleküle hätten ungefähr die richtigen optischen Eigenschaften, um die Rolle des mysteriösen UV-Absorbers für 330 bis 600 Nanometer Wellenlänge zumindest teilweise zu spielen.

Limaye et al. entwerfen ein kühnes Szenario, bei dem in besseren Zeiten (die nach neuen Modellen mit 750 Millionen Jahren sogar länger als auf dem Mars dauerten) auf der Venusoberfläche primitives Leben entstand und sich dann per Aufwind in die Wolken zurückzog, als es unten ungemütlich wurde. Aktuelle atmosphärische Strömungseffekte halten die Kolonien nun dauerhaft auf Höhe – und die schnellen Veränderungen der dunklen Gebiete könnten das Äquivalent irdischer Phytoplankton-»Blüte« sein, wenn sich ganze Meeresgebiete bei rasanter Vermehrung von Kleinstorganismen plötzlich verfärben. Die kühnen Ideen, die übrigens auch bei manchem Exoplaneten passen könnten, lassen sich gut testen: Zum einen könnten im Labor Spektren diverser Mikroorganismen unter simulierten Venusbedingungen genauer untersucht werden. Und künftige Venus-Sonden – konkret in Planung sind leider keine – müssten auch mal Biosensorik mitnehmen. Ein positives Ergebnis wäre die erstaunlichste Antwort auf die Frage, ob es Leben anderswo im All gibt: nicht nur »Ja« – sondern sogar längst im Blick von Amateurastronomen...
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Daniel Fischer ist Redakteur bei Abenteuer Astronomie und unser Mann für wahrhaft astronomische Zahlen und Fakten. Sie können ihn befragen und sich mit ihm austauschen über redaktion@abenteuer-astronomie.de oder über unsere Facebook-Seite.
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