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Liebe Leserinnen und Leser,

wer sich Amateurastronom nennt, schaut regelmäßig mit Fernglas oder Teleskop an den nächtlichen Sternhimmel und beobachtet Planeten, Nebel, Sternhaufen oder Galaxien. Wer die Astronomie beruflich betreibt, benötigt hingegen nicht unbedingt ein Teleskop, sondern »nur« einen Computer – und manchmal noch nicht einmal den. In der »professionellen« Astronomie gibt es nämlich Beobachter und Theoretiker und letztere betreiben Astronomie oft ausschließlich mit dem Computer.

Das mag sich etwas komisch anhören, ist aber von wesentlicher Bedeutung: Um nämlich das verstehen zu können, was die Beobachter an Daten liefern, werden Modelle benötigt, die die Beobachtungen reproduzieren können. Ohne Modell oder Theorie keine Vorhersagen, ohne Vorhersagen keine Überprüfung von Theorien und letztlich kein Erkenntnisgewinn. So funktioniert Wissenschaft.

Die Bedeutung gewaltiger Computercodes für die astronomische Forschung hat auch die altehrwürdige »Astronomische Gesellschaft« erkannt und in diesem Jahr erstmals einen Preis für astrophysikalische Software verliehen. Der erste Preisträger, der in dieser Woche benannt wurde, ist Prof. Dr. Volker Springel. Er wurde vor allem durch seine »Millennium-Simulation« aus dem Jahre 2005 bekannt, die die zeitliche Entwicklung des Kosmos abbildet und gleichzeitig so schöne Bilder lieferte, dass sie bis heute in zahlreichen populärwissenschaftlichen Filmen und Planetarien gezeigt wird.

Doch seien wir ehrlich, es geht doch nichts über den eigenen Blick an den Sternhimmel.
Und damit erst einmal viel Spaß beim Lesen dieses Newsletters!
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Dr. Stefan Deiters
Chefredakteur
Abenteuer Astronomie
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Fischer am Freitag

Angeblitzt von einem Weltraum-Spion

Um wenige Satelliten ranken sich solche Mythen wie um die »Key Hole«-Serie amerikanischer Foto-Aufklärungssatelliten und insbesondere deren aktuelle Variante KH-11 Kennen alias Crystal: Die Öffentlichkeit hat nie ein Exemplar zu Gesicht bekommen, und doch gibt es gute Gründe für die Annahme, dass Aussehen wie Größe dem Hubble Space Telescope ziemlich ähnlich sind. Der Hersteller der Satelliten ist nämlich derselbe, Lockheed Martin in Kalifornien, und einige Erfahrung mit den seit 1976 gestarteten KH-11-Satelliten dürfte in Hubbles generelle Struktur eingeflossen sein: In beiden Fällen musste ein Satellit um ein gewaltiges Spiegelteleskop mit mehreren Metern Durchmesser quasi herum konstruiert werden. Die Ähnlichkeiten zwischen Hubble und den späteren KH-11/Crystal-Satelliten müssen dabei beachtlich sein, denn die Transportkiste Hubbles durfte seinerzeit nicht fotografiert werden – weil sie auch für die Aufklärungssatelliten verwendet wird! Diese schauen natürlich nicht in den Weltraum, sondern auf die Erde: Ansonsten weiß man nicht viel über die Crystal-Satelliten, ihre optischen Fähigkeiten und mit welchem Plan sie betrieben werden – und offiziell ist nicht einmal bekannt, welche »klassifizierten« Satelliten, also gestartet ohne Angaben zu Eigenschaften und Aufgaben, überhaupt dazugehören.

Die Zuordnung des 2013 mit einer Delta IV Heavy gestarteten »USA 245« als neuestem Mitglied der KH-11-Familie basiert auf Analysen von Amateurastronomen (die Bahn ist eindeutig) und anderen Analysten. Und genau dieser Satellit war es allem Anschein nach, der dem Autor am Abend des 10. August mächtig »heimgeleuchtet« hat. Die Grenzgröße war schlecht, außer dem Polarstern war Richtung Norden kaum ein Stern zu sehen – und da tauchte um 22:22 MESZ plötzlich ein sich langsam bewegender Lichtpunkt auf, erreichte binnen Sekunden mindestens Venus-Helligkeit und verblasste symmetrisch wieder. Ein paar Sekunden später dann entlang der extrapolierten Flugbahn ein weiteres und viel schwächeres Aufleuchten, dann war das Schauspiel vorbei. Ein Blick in »Tägliche Vorhersagen für hellere Satelliten« von Heavens Above und Online-Diskussionen mit Satellitenexperten ließen noch in der Nacht keinen Zweifel mehr: Hinter dem himmlischen Blitz hatte USA 245 gesteckt.

Die KH-11-Satelliten sind demnach in der Szene für solche »Glints« oder »Flares« bekannt, wenn Sonnenlicht von einem großflächigen Bauteil, wie von einem Planspiegel zum Beobachter, reflektiert wird. Mangels Bildern dieser Satelliten lässt sich nicht genau sagen, was da so stark spiegelt – aber es ist schon kurios, dass sich ein Geheimsatellit, den es eigentlich »gar nicht gibt«, auf so dramatische Weise bemerkbar machen kann...
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Daniel Fischer ist Redakteur bei Abenteuer Astronomie und unser Mann für wahrhaft astronomische Zahlen und Fakten. Sie können ihn befragen und sich mit ihm austauschen über redaktion@abenteuer-astronomie.de oder über unsere Facebook-Seite.
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